Teenage Rebel Records hat sich in letzter Zeit in Sachen Veröffentlichungen ja etwas zurück gehalten - mit Artless bringt man jetzt aber eine Band heraus, die in punkto Platten-Releases neue Minus-Rekorde aufstellen dürfte. Die Band gründete sich nämlich eigentlich schon in den frühen Achtzigern, das erste richtige Album erscheint aber erst jetzt - damals gab es nur eine Kassettenveröffentlichung, dann eine 7" und dann Jahrzehnte keinen Ton.
Die erste richtige Platte der Ruhrgebiet-Truppe kann und will auch gar nicht verhehlen, dass hier Verfechter des frühen Deutschpunks am Werke sind - viele Stücke klingen nach ganz klassischem Schrammelpunk. Über die Jahre haben sich Artless aber nicht nur mehr Gefühl für einprägsame Melodien, sondern auch eine Art kritischer Distanz entwickelt, die oft überzeugt - natürlich wird hier gegen Obrigkeit, FDP-Wähler und vieles mehr gestänkert und einiges an Bier-und Gröl-kompatiblen Refrains rausgehauen, das aber fast immer ohne Platitüden und dafür mit umso mehr Wortwitz daherkommen.
Apropos Wortwitz - in der Mitte der 14 Songs wandelt man plötzlich gar auf den Spuren der Kassierer - "Schamhaar Sarah" könnte musikalisch und textlich zweifellos aus deren Feder stammen, und "Freitag Komasaufen" erinnert inhaltlich irgendwie an "Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist". Insgesamt sicherlich keine Veröffentlichung, auf die die Welt gewartet hat - aber für eine Band dieser Altersklasse (was alles andere als abwertend gemeint ist) eine angenehm unpeinliche und authentische Rückkehr.