Antillectual, Astpai oder Smile&Burn sind
nur ein paar der Namen, mit denen sich Fond Of Life-Records über die Jahre
einen Namen gemacht haben. Natürlich gehen die gravierenden Veränderungen in
der Musikindustrie auch aber auch an ihnen nicht vorbei – weshalb wir auch Joe
von Fond Of Life in unserer Serie über Sorgen und Nöte von Labelmachern im Jahr
2012 befragt haben.
CDs kauft kaum noch jemand, mit
Streaming-Diensten wie Spotify verdienen kleine Labels kaum Geld, immer mehr
Bands bringen zudem ihre Alben lieber selber raus - macht es anno 2012 noch
Spaß, ein Label zu machen?
Oh ja, das macht es! Fond Of Life Records
wurde nicht aus finanziellen Interessen gegründet, sondern ist aus
Freundschaften und Spaß an guter Musik entstanden. Es ist großartig auf der
ganzen Welt gleichgesinnte Freunde zu haben, die dir auf dem Weg des
Labelmachens über den Weg gelaufen sind, aber über Jahre hinweg in Kontakt mit
dir stehen. Es ist extrem motivierend zu sehen, wie Freundschaften zwischen den
Fond Of Life Bands entstehen, gemeinsame Touren gespielt werden und das
Netzwerk der kleinen Label Familie immer enger und stärker wird. Wenn die
Einnahmen auch noch die Kosten decken, dann macht das die Sache natürlich noch
angenehmer.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen
für Dein Label?
Fond Of Life Records ist ein sehr, sehr
kleines Label in einer ziemlich kleinen Nische. Das schränkt unser Arbeiten
zwar ab und an auch ein, bietet aber tatsächlich viele Vorteile. Da Fond Of
Life Records ein Hobby ist, können und werden alle Einnahmen zurück in
Labelprojekte gesteckt. Der finanzielle Druck ist einfach sehr viel geringer.
Eine Herausforderung ist es jedoch, Hobby und
normales Leben zu verbinden. Alleine der Zeitaufwand würde jeden halbwegs
normal und zudem noch wirtschaftlich denkenden Menschen sehr erstaunen.
Würdest Du das Label mit Deinem jetzigen
Wissen nochmal gründen?
Auf jeden Fall.
Was war dein größter Fehler in all den Jahren?
Schwerwiegende Fehler dürften keine gemacht
worden sein, denn sonst gäbe es Fond Of Life Records heute nicht mehr. Ich
bedauere es allerdings etwas, mich erst recht spät gegenüber professioneller
Hilfe in Sachen (Digital)Vertrieb geöffnet zu haben. Tendenziell reiße ich
gerne Arbeiten an mich, anstatt etwas mehr abzugeben. Aber Fehler sind nichts
schlimmes, solange man aus ihnen lernt. Das ist der Lauf der Dinge.
Das Thema Urheberrecht ist dank Piraten-Partei
und Co ja derzeit überall präsent. Sven Regener hat vor kurzem dazu seine so
genannte "Wut-Rede" gehalten und gesagt: "Die kleinen Labels
sind alle weg. Was bleibt, ist Volksmusik, deutscher Schlager und Rockmusik für
die Älteren" - hat er recht?
Naja, ich zähle Fond Of Life Records zu den
kleinen Labels und wir sind nicht wirklich weg. Genauso kenne ich viele andere
Labelmacher, die weiterhin durchhalten. Ich habe ja schon angedeutet, dass
klein, aber kreativ auf keinen Fall ein Nachteil ist. Ich denke sogar, dass
gerade im Kleinen ein Vorteil steckt – man kann viel schneller und einfacher
auf Veränderung reagieren.
Interessant jedoch ist, dass einer wie Sven
Regener sich auf diese Weise öffentlich auslässt. Das hat die Diskussion gut
befeuert, ihr noch mehr Wind gegeben und bis in die breite Öffentlichkeit
gebracht. Da Du auch die Piraten Partei ansprichst – Julia Schramm, die im
Bundesvorstand dieser Partei sitzt, hat gerade ihr erstes Buch veröffentlicht
und schlägt damit gerade recht hohe Wellen. Jedoch nicht mit dem eher
belanglosen Inhalt, sondern viel mehr über die Umstände des Veröffentlichens.
Über Politik sollte sich jeder selbst so gut es geht informieren und dann
seinen eigenen Kopf bemühen.
Und nochmal Regener: Da es uncool sei, sich
über Raubkopien aufzuregen "halten alle schön die Schnauze und schauen
weiter zu, wie alles den Bach runter geht" - im Punk- und
Indie-Bereich wahrscheinlich schon, oder?
Ja und Nein. Es gibt sie, die Sorte von „Musikfan“,
der es keinen Pfifferling mehr wert ist für Tonträger zu bezahlen. Gerade der
Aspekt mp3 hat ja vieles vereinfacht in der Hinsicht. Allerdings habe ich auch gelernt, dass weit
mehr legale Downloads getätigt werden, als ich das der Punk und Indie Szene
anfangs zugetraut habe.
Und auch wenn die direkten Bestellungen in
unserem Fond Of Life Shop leicht rückgängig sind, so verkaufen die Fond Of Life
Bands auf ihren Touren weiterhin gut. Das heißt für mich, dass es immer noch
Nachfrage an physischen Tonträgern und auch gerade in unserer kleinen
Musikszene eine Art Bewusstsein gegenüber kleinen Bands/Labels gibt.
Ist Label-Machen heutzutage eher Hobby als
eine echte Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt damit zu bestreiten?
Ich bin zufrieden mit dem Hobbystatus von Fond
Of Life Records. Hobby heißt ja nicht gleich unprofessionell. Nur haben wir
eben einige Freiheiten mehr…
Was sagst Du einer Band, die der Meinung ist,
dass man heutzutage als Musiker besser alles selber macht, als ein Label zu
beauftragen?
Wenn sich Bands bei uns melden, dann haben sie
meist schon einige Erfahrungen sammeln können. Ich selbst bin sehr eng mit dem
DIY Gedanken verflochten und verlange auch, dass Bands hart arbeiten, ehe sie
sich an Labels wenden. Daher gibt es auf jeden Fall sehr Vieles, was eine Band
aus eigenem Antrieb erreichen kann.
Es gibt allerdings den gewissen Punkt, an dem externes Input in verschiedenster Hinsicht überlebenswichtig ist, gerade für junge Bands. Nichts ist schlimmer als Stagnation.
Wir bieten ein kreatives Umfeld und ein weltweites Netzwerk an, was eine junge Band aus Eigenantrieb nur in den allerseltensten Fällen erreichen und für sich nutzen kann.
Es gibt allerdings den gewissen Punkt, an dem externes Input in verschiedenster Hinsicht überlebenswichtig ist, gerade für junge Bands. Nichts ist schlimmer als Stagnation.
Wir bieten ein kreatives Umfeld und ein weltweites Netzwerk an, was eine junge Band aus Eigenantrieb nur in den allerseltensten Fällen erreichen und für sich nutzen kann.
Sind Vinyl, hochwertige Sammler-Editionen
und Merchandise eine Lösung - oder auch nur der berühmte Tropfen auf den heißen
Stein?
Naja, wenn die Band hinter einem edel
verpackten Album nicht das halten kann, was durch die teuere Produktion
versprochen wird, dann hat sie bzw. das Label schnell ein Problem.
Ich veröffentliche auf Fond Of Life Records nur
Bands, zu denen ich mich zu 100% bekennen kann. Da spielt nicht nur die Musik
eine Rolle sondern auch politische Ansichten, das Zwischenmenschliche, die Live
Präsenz und noch ein zwei andere Ding. Wenn das alles stimmt, dann gehen wir
als Label auch gerne ein höheres finanzielles Risiko ein und investieren in
schöne Kunstdrucke, buntes Vinyl oder den fetten Digipak. Lange Rede, kurzer
Sinn: optimal ist ein insgesamt hochwertiges Release.
Wo siehst Du Dein Label in zwei oder drei
Jahren?
Ich habe nicht vor etwas großartig zu
verändern. Ich hoffe, dass Fond Of Life Records weiterhin in mehr oder minder
regelmäßigen Abständen qualitativ hochwertige Alben von ambitionierten und
sympathischen Bands veröffentlicht und ich ein paar Tage im Jahr auf Tour verbringen
kann.
Ein guter Freund kommt zu Dir und sagt, er
startet jetzt sein eigenes Label, weil er so viele gute Musiker kennt, die er
veröffentlichen möchte. Was rätst Du ihm?
Ich biete meine Hilfe an und freue mich, dass jemand
was anpacken will. Es gibt immer noch zu wenige Macher unter uns, die nicht nur
jammern, sondern selbst was bewegen wollen. Und damit meine ich nicht zwingend
nur Labelmacher.
Noch etwas, das Dir zu diesem Thema wichtig
ist?
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