Sie haben es schon wieder geschafft. Anstatt dieses Review mit der Frage beginnen zu müssen, welche Höhen die Beatsteaks wohl als nächstes erklimmen, kann man einfach einen Blick auf die neu veröffentlichten deutschen Charts werfen. Da sind die Beatsteaks mit ihrem CD-DVD-Paket "Muffensausen" nämlich mal eben auf Platz 3 eingestiegen. Von Erfolg zu Erfolg, kein Ende in Sicht. Und das mit Recht - wie "Muffensausen" einmal mehr beweist.
Zugegeben, als Gitarrist Peter vor dem Auftritt in der Max-Schmeling-Halle den Satz sagt: "Wir wollen es allen jenen zeigen, die jetzt immer sagen, die Beatsteaks sind so groß geworden, die interessieren mich nicht mehr", fühlte ich mich ertappt. Auch ich gehöre zu dieser vermeintlich frühen Fan-Fraktion, die mittlerweile die Beatsteaks ein bisschen aus den Augen verloren hat. Man kann "Unminded" zwar immer noch im Schlaf mitsingen und hält "Shiny Shoes" für einen der schönsten Songs aller Zeiten. Und ja, es gibt kaum eine Band, die trotz allem Erfolg so sympathisch, authentisch, bodenständig und ehrlich geblieben ist, keinen Quatsch macht sondern einfach immer die Musik in den Mittelpunkt stellt. Alles verdient also. Aber Konzerte in der Max-Schmeling-Halle oder Wuhlheide statt wie "in guten alten Zeiten" im Knaack, SO36 oder der auch schon verdammt großen Columbia-Halle? Mit fünfstelliger Zuschauerzahl? Muss ja nicht unbedingt sein.
Der Konzertfilm, Herzstück von DVD1, zeigt allerdings, dass das wohl eine falsche Einstellung ist. Da gib es nämlich, trotz der riesigen Zuschauermassen, den einen oder anderen Gänsehaut-Effekt bei den Berliner Shows. Auch der Rest des knapp zweistündigen Films hält viele großartige Momente bereit - im Studio, beim Area4 oder Highfield-Festival, und bei kurzen Interview-Schnipseln etwa am Bandbus. Sound- und Bildqualität sind über jeden Zweifel erhaben, und den Abspann sollte man nicht nur auf Grund der Fotosammlung bis zum Ende schauen - sondern auch, weil danach standesgemäß noch eine Zugabe kommt.
Allerdings bleibt der Konzertfilm etwas unpersönlich, die Interview-Aussagen teils etwas an der Oberfläche - hier geht es eben vor allem um die Musik, weniger um die Musiker. Weshalb für mich persönlich das eigentliche Highlight von Muffensausen die auf DVD 2 (neben Videoclips und netten BeatTV-Schnipseln) enthaltene Doku über Bassist Torsten ist. Die ist zwar gerade mal 30 Minuten lang. Aber wer Torsten in seiner Küche oder beim Rasenmähen beobachtet, die Geschichte von seinem Einstieg bei den Beatsteaks inklusive zunächst nicht vorhandener Basskentnisse hört oder eben auch mal persönliche Tragödien und Nervosität und Angst der Band in bestimmten Drucksituationen so hautnah mitbekommt wie hier, kann diese Berliner hinterher einfach nicht unsympathisch finden. Was wiederum, siehe Einstieg, den immer größeren Erfolg erklärt. Ach ja, eine Live-CD inklusive dem neuen "SaySaySay" liegt auch noch bei. Aber auch ohne die hätte "Muffensausen" schon das Prädikat "wertvoll" verdient.