Wer über Jimmy Eat World spricht, tut dies meist mit größter Hochachtung - aber auch fast immer in der Vergangenheitsform. Egal nämlich, ob man nun "Clarity" zu einem der wichtigsten Emo-Indie-Alben aller Zeiten erklärt oder "Bleed American" für seine mitreißende Hitdichte abfeiert: Immer sind es viele Jahre, die seit den wichtigsten Songs dieser Band zurück liegen. Die letzten Alben hat man zwar auch gehört, aber nie so wirklich im Kopf behalten. Ein Schicksal, das wohl auch "Damage" drohen wird.
Dabei geht es so vielversprechend los: "Appreciation", der Opener, ist großartig - Emotion und Energie halten sich hier die Waage und erinnern an beste Bleed American-Zeiten. Auch danach findet sich noch der eine oder andere erfreuliche Ausreißer nach oben: "Damages" präsentiert sich ebenso als gelungener Ohrwurm, "I Will Steal You Back" ist einfach gestrickt, aber durchaus mitreißend. Auch "How'd You Have Me" hat krachigen Charme und diesen ganz typischen Jimmy Eat World-Sound, den man sicher auch in 20 Jahren noch nach wenigen Sekunden schon erkennt.
Anderes hingegen, und davon gibt es viel, fühlt sich egal an. "Lean", "Book Of Love" oder das fast schon nervende "ByeByeLove" seien da exemplarisch genannt; das ist zwar alles grundsätzlich solider Pop-Rock, der aber heftig an die Belanglosigkeit-Tür klopft. Und die ganz großen Balladen schreibt man anno 2013 auch nicht mehr: "Please Say No" ist nicht berührend oder tieftraurig, sondern erschreckt einen eher mit seinen wattigen Kitschsounds.
Am Ende steht also einmal mehr ein Album, das keinen musikalischen Tiefpunkt darstellt, aber eben auch nur punktuell begeistert. Und nächstes Jahr schon wird niemand mehr "Damage" im Kopf haben, sondern beim Gedanken an Jimmy Eat World wieder weit in der Zeit zurück reisen.